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Embedded Insurance – Versicherungen nebenher verkaufen

Artikel

14.07.2022

Embedded Insurance ist eine Antwort auf Veränderungen im Handel: Quasi „nebenher“ lassen sich Versicherungen an den Kunden bringen, online wie offline. Etablierte Konzerne der Branche sollten sich hier die Butter nicht durch Insurtechs vom Brot nehmen lassen.

Der E-Commerce spielt im privaten Leben eine immer größere Rolle. Kaum jemand verzichtet auf die Vorteile einer besseren Vergleichbarkeit, auf die prompte Lieferung an beliebige Adressen oder auf die Möglichkeit zur kostenlosen Rückgabe. Auch im stationären Handel spielen immer mehr Player im wachsenden Handelssegment mit – und bringen mit Embedded-Insurance-Produkten quasi „nebenher“ Versicherungen an den Kunden.

Mittlerweile dürfte den meisten Verbraucher:innen bekannt sein, dass klassische „Garantieverlängerungen“ im Grunde Versicherungsverträge sind. Im Kfz-Handel für Neu- und Gebrauchtfahrzeuge, aber auch für hochpreisige Elektronikprodukte wie Fernseher, Computer und Smartphones sind diese längst etabliert – wir haben uns daran gewöhnt, bei jedem der großen Filialbetreiber danach gefragt zu werden. Oft stellen solche Geräte eine erhebliche Investition dar, und es ist durchaus nachvollziehbar, dass sich die Käufer:innen finanziell absichern wollen.

Eine lukrative Wertschöpfungskette

Für Versicherer kann sich auch die Partnerschaft mit kleineren oder lokalen Anbietern von Waren und Dienstleistungen lohnen: Durch „Verlängerung“ der bestehenden Vertriebs- und Bestandsführungsprozesse bis hin zum Point-of-Sale beim Partnerunternehmen lassen sich Verträge mit wenig Aufwand und flexibel direkt beim Kauf abschließen. Die Daten fließen ohne Medienbruch ins Bestandsführungssystem des Versicherers. So können die Vorteile der ohnehin digitalisierten Vertriebsstrecken auch bei kleinen Stückzahlen ausgespielt werden.

Beim Händler entsteht kaum Aufwand für die Anbindung – wenn die Folgeprozesse wie Dokumentenerstellung oder Inkasso zwar in seinem Namen, jedoch in den leistungsfähigen Systemen des Versicherers ablaufen. Im Gegenteil: Retailer sparen Investitionen in IT, Datenschutz und Security und können, wie große Händler auch, zusätzliche professionelle Services anbieten. Und neben den bereits bekannten, typischen Konsumprodukten wächst der Versicherungsmarkt auch in lukrative Produktwelten wie Fahrräder oder E-Scooter hinein.

Mehrwert mit APIs

Insurtechs wie Hepster oder Hakuna haben in den vergangenen Jahren Plattformen und Ökosysteme entwickelt, um über Schnittstellen zu Herstellern und Händlern Mehrwertmodelle zu gestalten. So sind es nunmehr nicht mehr nur die großen Player am Markt, die solche Leistungen anbieten können. Tradierte Unternehmen wiederum setzen auf die Anbindung an die eigenen, reifen Bestandsführungssysteme via APIs. Ihre Stärke liegt auf der großen Erfahrung, die sie bei der Umsetzung digitaler Prozesse und vor allem an der Kundenschnittstelle besitzen. Dadurch zahlen sich nun die bisherigen Investitionen in kundenzentrierte, nutzerfreundliche IT-Systeme aus. Etablierte Versicherer können mühelos zusätzliche Whitelabel-Services wie den Druck von Korrespondenz, Inkasso von Beiträgen und Self-Services für ihre Kund:innen über bestehende Portallösungen anbieten.

metafinanz hat bereits in vielen Kundenprojekten solche Verbindungen erfolgreich hergestellt: Im Bestandssystem von Versicherungsunternehmen haben wir die technischen Voraussetzungen geschaffen, um die notwendigen Daten der Verträge aufzunehmen. Selbstverständlich gehörte auch die andere Seite, also die des Händlers oder Produzenten dazu: Mit Kenntnis des Bestandssystems und der Prozesse des Versicherers lassen sich in kürzester Zeit in verschiedenen POS-Systemen Lösungen entwickeln, um die Schnittstelle beim Versicherer „auf Knopfdruck“ zu befüllen.

FAZIT:

„Der Digitalisierungsschub in der Corona-Pandemie macht eingebettete Versicherungen zu einem riesigen Wachstumsmarkt“, berichteten die Marktbeobachter von Oliver Wyman. Anderen Experten zufolge könnten Versicherer im Sach- und Haftpflichtgeschäft bis 2030 mit eingebetteten Policen rund 700 Milliarden Dollar an Bruttoprämien generieren. Das wäre ein Viertel des weltweiten Gesamtmarktes. Egal, ob etablierter, großer Player oder kleines, junges Versicherungsunternehmen: Die Potenziale von Embedded-Versicherungen sind gewaltig, und Unternehmen können es sich nicht leisten, sich passiv zu verhalten.

Quelle Titelbild: AdobeStock / Sergey Nivens

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