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Noch immer geringer Frauenanteil in der IT-Branche

Andres Mettel
IT-Architekt
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Die Frauenquote in der IT-Branche liegt in Deutschland bei mageren 18 Prozent und damit sogar unter dem internationalen Durchschnitt. Unternehmen vergeben damit große Chancen.

Der geringe Anteil von Frauen in IT-nahen Berufen ist in Deutschland kein neues Phänomen. Doch Gegensteuern ist schwierig: Schule, Erziehung und hartnäckige Klischees sorgen dafür, dass Frauen in andere, „frauentypische“ Berufe abwandern. Das zeigen auch die aktuellen Zahlen von Frauen in der IT-Branche, die eurostat kontinuierlich veröffentlicht und aktualisiert: 2020 lag der Frauenanteil in der IT von deutschen Unternehmen bei rund 18 Prozent. Auch bei IT-lastigen Studiengängen sind Frauen stark unterrepräsentiert, wie der Branchenverband BITKOM zuletzt zeigte: In Hörsälen oder virtuellen Vorlesungen finden sich nur 25 Prozent Studentinnen. Dabei erfordert es keineswegs ein Informatik-Studium, um in der IT erfolgreich zu sein.

Gründe für die geringe Frauenquote in der IT

Nerds im Kapuzenpulli hinter Rechnern, Männer, die glauben, dass Frauen keine Ahnung von Computern haben – die Klischees sind zwar veraltet, haben aber dennoch eine Wirkung. Ich meine, das Problem fängt bereits in jungen Jahren an. Hier findet eine gewisse Konditionierung in den Familien und in der Ausbildung statt. In Schulen habe ich beobachtet, dass Mädchen nur selten dazu animiert werden, sich für Physik, Chemie oder Informatik zu interessieren.

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Das Klischee das nur Nerds mit Kapuzenpulli in der IT arbeiten, hat noch immer eine Wirkung (Quelle: AdobeStock /Nomad_Soul).

Rollentypisch sind es die Jungs, die schon in jungem Alter anfangen, Computerspiele zu spielen und sich für Technik zu begeistern. Zudem herrscht sicherlich die Vorstellung, dass eine Vereinbarkeit zwischen Karriere und Familie in der IT sehr schwierig ist. Woran das liegt? Lange Arbeitszeiten, Fokus auf das eigene Metier, die spezielle zwischenmenschliche Kultur in der IT? In dieser Gemengelage ist es nicht einfach, Frauen für die IT zu begeistern.

Welchen Mehrwert eine höhere Frauenquote in IT- Unternehmen bietet

Meiner Meinung nach entgeht Unternehmen durch die Entwicklung eine große Chance. Ich finde, Frauen bringen oftmals eine höhere Empathie mit und eine andere Herangehensweise als Männer. Das wirkt sich positiv auf das Unternehmen und somit auf die gesamte IT-Branche aus. Ich nehme sehr oft wahr, dass in reinen Männer-Teams diverse Perspektiven und Diskussionen zu kurz kommen. Werden homogene Gruppen verstärkt um Frauen erweitert, nimmt das Team neue Betrachtungswinkel und Sichtweisen ein, die Kreativität steigt. Der Schub neuer Energie ist vielleicht auch dem geschuldet, dass Frauen sich einem höheren Druck ausgesetzt fühlen und sich deswegen stärker einbringen.

Wege, um die Quote zu verbessern

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IT ist viel mehr als nur Technik. Projektmanagement, digitales Marketing und vieles mehr gehören genauso zur IT (Quelle: AdobeStock / NDABCREATIVITY).

Ein Teil des Problems ist meiner Meinung nach, dass viele Menschen immer noch glauben, IT habe rein mit Technik zu tun. Das mag früher so gewesen sein, ist heute aber nur ein Teil der IT. Es kommen Bereiche wie Projektmanagement und soziale Elemente dazu, digitales Marketing und vieles mehr. Verstärkt werden empathische Menschen gesucht, die in allen Bereichen der IT tätig werden können.

IT-Unternehmen sollten bereits mit einem Gamification-Ansatz in Schulen gehen und Neugier für IT und die dazu benötigten technischen und vor allem nicht-technischen Fähigkeiten vorstellen. Hier sehe ich in allen Bildungszweigen unglaublich viel Potenzial. Zudem könnten bestehende Vorbilder für Mädchen frühzeitig ins Bewusstsein gerückt werden. So wie Grace Hopper, eine der Pionierinnen der Informatik. Sie arbeitete mit dem Mark I, dem ersten vollelektronischen Rechner der Welt, erfand den Compiler, bereitete Cobol den Weg und etablierte die Bezeichnung „Bug“ für Fehler in Rechnern oder Programmen. Das erste „Computerprogramm“ hat bereits Mitte des 19. Jahrhunderts eine Frau geschrieben – Ada Lovelace, nach der die Programmiersprache Ada benannt ist. Und ohne Frauen wie Margaret Hamilton hätten die USA 1969 nicht auf dem Mond landen können.

metafinanz und die Frauenquote

Bei metafinanz liegt die Frauenquote bei rund 35 Prozent und somit besser als der Durchschnitt. In meinen Augen ist das aber nicht gut genug. In unserem Team bin ich gemeinsam mit einer Kollegin für das Recruiting verantwortlich.

Bei metafinanz liegt die Frauenquote bei rund 35 Prozent und somit besser als der Durchschnitt (Quelle: eigen Darstellung).

Hierbei achten wir darauf, dass wir einen ausgewogenen Frauenanteil haben. Unsere Stellenausschreibungen für das Team gestalten wir derart, dass nicht nur Erfahrungen und „Hard Skills“ im Vordergrund stehen, sondern auch emotionale Komponenten angesprochen werden. Und wir schaffen einen Rahmen, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der IT zu verbessern. Wie spannend IT-Jobs sein können, ist potenziellen Bewerberinnen leider viel zu wenig bekannt. Das besser zu vermitteln und neue Perspektiven aufzuzeigen, ist unser Ziel.

Quelle Titelbild: AdobeStock/pathdoc

Andres Mettel
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