Geht es um den Arbeitsplatz, löst der Begriff „Automatisierung“ bei vielen Menschen Unsicherheit aus. Sie fürchten, ihren Job zu verlieren, wenn sie von Robotern verdrängt werden. Dabei steckt in der Automatisierung eine Chance für Unternehmen und Mitarbeitende.
Roboter sind in Deutschlands Industriebetrieben auf dem Vormarsch: Auf 10.000 Beschäftigte kommen bei uns mittlerweile rund 346 Industrieroboter, berichtete die WiWo. Demnach setzten im Jahr 2020 nach Angaben des Statistischen Bundesamts bereits 19 Prozent der Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe auf entsprechende Technologien. Damit einher geht jedoch oft die Sorge, den Job an eine Maschine zu verlieren.
Neu ist diese Angst vor technologischen Erneuerungen in der Arbeitswelt nicht. Schon zur Zeit der Industrialisierung im 19. oder mit dem Einzug von Robotern in Fabriken im 20. Jahrhundert befürchteten viele Arbeitnehmer:innen den Verlust ihrer Arbeitsplätze – damals vor allem im verarbeitenden Gewerbe und in der Automobilindustrie. Berechtigt war und ist diese Angst jedoch keineswegs! Wie Studien zeigen, führt der Einsatz von automatisierten Prozessen unter dem Strich zu steigenden Löhnen, mehr Produktivität und zu einer höheren Beschäftigungsquote. Sowie zu mehr Wohlstand.

Automatisierung löst bei vielen Menschen Unsicherheit aus. Sie fürchten, ihren Job zu verlieren und von Robotern verdrängt zu werden (Quelle: AdobeStock/gearstd).
Konzentration auf das Menschliche dank automatisierter Prozesse
Automatisierte Prozesse können Abläufe vereinfachen und die Menschen so gezielt unterstützen. Beispiele für die Vorteile der Anwendung von Technologie sind vielfältig. Doch wie genau kann Technologie den Menschen im Arbeitsalltag helfen?
Mehr Zeit für Patienten
Es ist kein Geheimnis, dass Ärzte und Ärztinnen einen großen Teil ihrer Arbeitszeit mit Dokumentationstätigkeiten verbringen, statt sie für ihre Arbeit an und mit den Patienten:innen zu nutzen. Der Grund für den hohen administrativen Zeitaufwand ist nicht allein die viel gescholtene Bürokratie, es sind auch die meist veralteten, wenig vernetzten und teils sogar mangelhaften IT-Systeme in Krankenhäusern und Versorgungseinrichtungen. Allein die Dokumentationen in Form von Papierakten führen dazu, dass zum Beispiel das mehrfache Erfassen von Patientendaten eher die Regel ist als die Ausnahme. Mit Hilfe automatisierter Prozesse können Ärzte und Pflegekräfte von diesem Berg an administrativen Aufgaben befreit werden. Die Menschen rücken stärker in den Fokus, die Interaktion zwischen Pflegenden und Pflegebedürftigen macht so wieder den Hauptteil der Arbeit aus.
Kollege Roboter in der Gastronomie
Um den Mangel an Servicekräften nach Corona zu bekämpfen, gingen einige Restaurants dazu über, Roboter als Servicekräfte einzusetzen. Diese werden meist für den Transport von Tellern, Besteck und Gläsern eingesetzt, während die Aufnahme der Bestellung sowie das Servieren weiterhin von menschlichen Kollegen übernommen wird. Hierbei konnte ein interessanter Effekt beobachtet werden: Trotz des Einsatzes von weniger menschlichen Arbeitsstunden stieg der Umsatz pro Tisch.

Durch den Einsatz von Robotern in der Gastronomie kann der Mangel an Servicekräften ausgeglichen werden (Quelle: AdobeStock/Prostock-studio).
Nähere Betrachtungen zeigen, dass dies an der Intensivierung der menschlichen Interkation zwischen Gast und Kellner lag. Da die Kellner nun weniger mit dem Schleppen von Tellern und Gläsern beschäftigt sind, haben sie mehr Zeit, eine menschliche Beziehung zum Gast aufzubauen, auf seine Bedürfnisse einzugehen und so zum Beispiel einen passenden Wein, ein süßes Dessert oder Ähnliches zu empfehlen. Nebenbei wurden die Servicekräfte so auch körperlich entlastet und haben wieder mehr Spaß an der Arbeit gefunden.
Interaktion lässt sich nicht automatisieren
Für Verantwortliche stellen sich in erster Linie zwei Fragen:
1. An welcher Stelle ist die Einführung von Technologie sinnvoll?
Hier sollte als Leitlinie gelten: Überall dort, wo keine menschliche Interaktion stattfindet – Dokumentation, Datenerfassung, Tellertransport. Hier kann der Einsatz von Technologie prinzipiell sinnvoll sein. An Stellen mit menschlicher Interaktion – Behandlung von Patienten oder Empfehlung von Speisen – ist eine Automatisierung oft nicht sinnvoll.
2. Wie schaffen wir es, die Menschen mitzunehmen?
Technologiekompetenz muss zur Kernkompetenz werden. Vor allem, aber nicht nur, von den Führungskräften. Kombiniert mit einer wichtigen anderen Führungskompetenz – Empathie – sind sie gut dafür gerüstet, die Belegschaft in das Zeitalter neuer Technologien mitzunehmen. Manager und Managerinnen sollten die Sorgen der Menschen ernst nehmen. Und sie müssen Wege aufzeigen, sich mit neuen Technologien anzufreunden und Menschen im Umgang damit fit zu machen.
Fazit
Die Frage, ob Automatisierung stattfinden wird oder nicht, stellt sich im Jahr 2022 nicht mehr – wir sind bereits mittendrin. Jetzt geht es darum, zu entscheiden, wo und wie wir die Technologien zukünftig nutzen und wie wir die Menschen dabei mitnehmen. Gelingt es uns in der Gesellschaft als Ganzes sowie in jedem Unternehmen, auf diese Fragen Antworten zu geben, werden Automatisierung und Digitalisierung zu einer großen Chance. In der das Menschliche mehr Raum bekommt. Davon profitieren wir alle als Mitarbeitende, Kundinnen, Patienten und Bürgerinnen.
Haben Sie weitere Fragen dazu, wie Sie die Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fit für die Digitalisierung machen? Dann kontaktieren Sie mich gerne über mein Autorenprofil.
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Quelle Titelbild: AdobeStock/Musicman80
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